Obstgarten Im Jahreslauf

Januar

Im diesem Monat wünscht sich der Gartenfreund ein echtes Januarwetter, mit strahlend blauem Himmel, klirrender Kälte und möglichst viel Schnee. Denn „reichlich Schnee im Januar, machet Dung fürs ganze Jahr“. Dann herrscht noch Ruhe im Obstgarten, zumindest bei den Gehölzen. Nicht selten findet man in den letzten Jahren aber auch in diesem Monat schon relativ warme Tage, die bei manchen Obstarten schon Leben in die Knospen bringen kann, wie bei den Pfirsichen. Das kann dazu führen, dass schon erste Behandlungen gegen die Kräuselkrankheit notwendig werden. Erfahrungsgemäß tut das nicht gut, denn „wenn der Frost im Jänner nicht kommen will, kommt er sicher im April“, und das gefällt den Blüten der frühen Obstarten überhaupt nicht. Trotzdem gibt es aber immer einige winterliche Tage, an denen Schnitt- und auch Pflanzarbeiten möglich sind.

  • Pflanzschnitt bei Hochstämmen
  • Bäume auf Mäuse/Wühlmausschäden und Hasenfraß am Stamm kontrollieren.
  • verblieben Mumienfrüchte entfernen
  • Jetzt können noch Reiser für die Frühjahrsokulation, die Winterhandveredlung (Kopulation) oder das Rindenpfropfen geschnitten werden. Wichtig ist eine optimale Lagerung (frostfrei, in feuchten Sand eingelegt).
  • Junge Bäume vor Wildverbiß schützen
  • Je nach Witterung können schon erste Behandlungen gegen die Kräuselkrankheit notwendig werden (bei Temperaturen über 10 ° C).
  • Pflege der Baumscheibe: Die Baumscheibe muss in den ersten Jahren unkrautfrei sein, damit dem heranwachsenden Baum keine Nährstoff und Wasserkonkurrenz entsteht. Die Realität sieht manchmal aber anders aus: Nicht selten stehen die Bäume in der Jugendphase im Unkraut und konkurrieren mit diesem um Wasser und Nährstoffe. Um ein gutes Anwachsen zu gewährleisten gilt: je schwächer der Standort, desto größer und freier muss die Baumscheibe sein.

 

Februar

Im Februar soll es noch mal so richtig kalt und winterlich sein, denn „Kalter Februar bringt ein gutes Jahr“. Doch mitunter ist der Monat auch unterbrochen von wärmeren Phasen, die man als Obstliebhaber aber nicht so gerne sieht, denn: “Im Februar zuviel Sonne am Baum, läßt dem Obst keinen Raum“. Das kann man sogar wörtlich nehmen , denn bei Temperaturen über 10 °C schwellen die Knospen bei Pfirsich und Aprikose weiter an. Hier besteht dann Infektionsgefahr durch die Kräuselkrankheit.

Alles für den Baumschnitt

Ein angepasster Schnitt ist die Basis zur Erzielung von gleichmäßigen Erträgen und Qualitäten. Die Bewertung des „richtigen“ Schnittes hat sich etwas verschoben: Spielten in früheren Jahren noch formale Gesichtspunkte eine wichtige Rolle, z. B. wie ein Baum nach dem Schnitt aussehen musste, so hat sich dieser optische Anspruch abgewandelt: Im Vordergrund stehen eindeutig Ertrag, Baumgesundheit und Qualität. Aufgrund des zunehmenden Einsatzes von schwächer wachsenden Unterlagen bei den Baumobstarten im Garten ist der Schnittaufwand deutlich zurückgegangen. Über die Frage des „wie“ lässt sich sicherlich immer noch trefflich diskutieren, keine Diskussion gibt es aber über das geeignete Schnittwerkzeug. Im Fachhandel gibt es eine große Anzahl von qualitativ hochwertigen und ausgereiften Profischnittwerkzeugen.


Tipp des Monats: Verfrühung von Erdbeeren

Gerade wenn es draußen noch richtig Winter ist mit Frost und Schnee fällt es einem schwer, schon an die kommende Erdbeerernte zu denken. Doch wer die frühesten Erdbeeren ernten will, muss ab Anfang Februar schon tätig werden. Zur Verfrühung eignen sich besonders die frühen Sorten wie Èlvira` oder `Honeoye`. Eine Abdeckung mit Vlies beschleunigt die Pflanzenentwicklung, so dass die Blüte einige Tage früher erfolgt. Wenn es sehr kalt ist, kann man das Vlies auch doppelt legen oder eine Folie drüberziehen. Wärmeschutz-Vliese und geeignete Folien erhält man im Fachhandel. Möglich, aber in der Wirkung nicht so effizient ist auch eine Verfrühung mit flachen Tunneln. Diese kann man selber bauen oder als komplettes Set im Fachhandel erwerben. Für den Tunnel spricht die Möglichkeit, diesen im Verlauf des Fruchtwachstums an den Seiten hoch zu ziehen und als Regenschutz zu benutzen. Dadurch kann der Anteil fauler Früchte deutlich gesenkt werden. Wichtig ist, dass die Bedeckung bei warmer Witterung, spätestens aber bei Erscheinen der ersten Blüten wieder abgenommen werden muss. Denn zur Bestäubung müssen Bienen ungehinderten Zugang haben. Sollte es dann aber noch einmal richtig kalt werden, muss natürlich sofort wieder abgedeckt werden, da die Pflanzen durch den Entwicklungsvorsprung kälteempfindlicher sind. Wenn alles klappt, kann man den Nachbarn mit einem 8-10 Tage früheren Erntebeginn überraschen!

 

März

„Wenn's erst einmal Josefi (19. März) ist, so endet auch der Winter gewiss, weil am Josefstag soll der faulste Bauer auf seinem Acker sein“. Und dann wird`s auch höchste Zeit, denn am 20. März ist kalendarischer Frühlingsanfang.

Spätestens zur Monatsmitte sollten die letzten wurzelnackten Gehölze in den Boden (Ausnahme: Tafeltrauben, die erst Ende April/Anfang Mai gepflanzt werden). Bei späteren Pflanzterminen sollte auf Containerware zurückgegriffen werden. Grundsätzlich gilt:

  • Herbstpflanzung ist immer besser als Frühjahrspflanzung
  • Je später der Pflanztermin, desto besser müssen die Anwachsbedingungen sein. Das bedeutet: kräftiger Rückschnitt der Krone.

Gute Baumschulen bieten einen fachgerechten Pflanzschnitt beim Kauf als Service an. Ganz wichtig, auch wenn immer wieder fälschlicherweise davon abgeraten wird: kräftiges antreten, damit ein guter Wurzelschluß hergestellt wird! Ebenso wichtig: mehrmalige Bewässerung nach dem Pflanzen bis in den Juni hinein. Verdunstungsschutz der Baumscheibe durch Abdeckung mit organischem Material (Komposte, Rindenmulch, Stroh). Wichtig: Stammbereich frei lassen (Verbrennungsgefahr). Aushub des Pflanzloches mit Kompost vermischt (1 Teil Kompost auf 4 Teile Erde) nach dem Pflanzen: Etiketten, Drähte, Schnüre entfernen.

  • Schnittmaßnahmen jetzt zügig zu Ende bringen
  • Späterer Schnitt bei Pfirsichen, Aprikosen vor der Blüte möglich
  • Kompost ausbringen (3 l/qm) und oberflächlich einarbeiten
  • Restliche Mumienfrüchte entfernen
  • Pfähle, Anbinder kontrollieren

 

April

  • Pfirsiche kann man nach der Blüte schneiden, dann sieht man, was dran bleibt
  • Im April sollte nicht mehr gepflanzt werden außer Containerware
  • Stroheinlage zwischen den Erdbeerreihen einbringen
  • „Wehret den Anfängen“: Im April wachsen unerwünschte Wildkräuter recht üppig, deshalb Baumscheibe von Anfang an unkrautfrei halten (Hacken, Abdeckscheiben)
  • Anfang des Monats: letzter Termin zur Ausbringung von Kompost.

 

Mai

Der Mai fällt phänologisch gesehen in den Vollfrühling, das ist die Zeit der Blüte des Apfels und der Himbeere. Die jeweilige Witterung spielt eine wichtige Rolle für den zu erwartenden Fruchtertrag. Und hier bietet der Mai eine breite Palette vom schönsten Frühlingswetter bis hin zu Schnee- und Eisregen mit frostigen Temperaturen ((Eisheilige!).

  • Erdbeeren: nach der Blüte Stroh zwischen die Reihen legen.
  • schlecht austreibende Neupflanzungen, sogenannte „Hockenbleiber“, sollten noch mal kräftig zurückgeschnitten und gewässert werden. So bekommen sie oft noch einen Wachstumsimpuls.
  • ungünstig oder steil stehende Triebe im Kopfbereich können jetzt entfernt werden, bevor sie ganz aus dem Ruder laufen.
  • besonders neu gepflanzte Obstgehölze regelmäßig und gut wässern. Empfehlung: besser 1 x/Woche 10-20 l/Baum ergeben eine gute Durchfeuchtung der Wurzelzone. Das ist besser, als jeden Tag kleine Mengen zu geben, die oberflächlich wieder verdunsten.
  • Baumscheiben bzw. Pflanzstreifen unkrautfrei halten
  • Ende des Monats: Pheromonfallen zur Ermittlung des Fluges beim Apfelwickler in die Apfelbäume hängen. So kann der optimale Behandlungstermin mit einem zugelassenen Präparat bestimmt werden. Achtung: Mit Pheromonfallen ist keine Bekämpfung möglich!

Juni

Der Juni ist der erste Erntemonat, in dem die lange Gartenarbeit endlich Früchte trägt. Die ersten verfrühten Erdbeeren reifen heran, ebenso Süßkirschen sowie zum Monatsende die frühen Himbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren.

  • Ab jetzt auf Feuerbrandbefall beim Kernobst (Apfel, Birne und Quitte) achten (spazierförmige Krümmung der Triebspitzen, evtl bernsteinfarbene und stecknadelkopfgroße Schleimtropfen). Befallene Triebe sofort und regelmäßig rausschneiden oder abbrechen und aus dem Garten entfernen.
  • Monilia bei Steinobst: Befallene Triebe (eingetrocknete Blüten und Triebspitzen) bei Aprikosen, Pfirsichen und insbesondere Sauerkirschen kontinuierlich herausschneiden oder abbrechen und aus dem Garten entfernen.
  • Besonders bei schwül-heißer Witterung sollten Stachelbeeren auf Mehltaubefall kontrolliert werden: Befallene Triebspitzen abschneiden und entfernen.
  • Formieren von Jungbäumen: ungünstig oder steilstehende Triebe im Kopfbereich entfernen oder herunter biegen. Die Triebspitze sollte dabei immer leicht nach oben zeigen. Beim Binden sollte man darauf achten, dass der Trieb keinen „Katzenbuckel“ macht.
  • Überschüssige Früchte ausdünnen, entweder durch heraussägen ganzer Äste oder dem auspflücken einzelner Früchte
Faustzahlen für die Ausdünnung:
Obstart Ausdünnung
Zwetschen 20-25 Früchten pro lfm Fruchtholz
Äpfel, Birne Vereinzeln der Früchte auf 1 -2 Früchte/Fruchtstand, Faustzahl: max. 100 Früchte/Baum (Spalierbaum)
Pfirsiche, Nektarinen Damit sich die Früchte bei zunehmendem Dickenwachstum später nicht gegenseitig abdrücken, sollte der Abstand zwischen den Früchten faustbreit sein.
Aprikosen Abstand zwischen den Früchten 3-Finger breit

 

Juli

  • Süßkirschen: beim oder nach dem letzten Erntegang schneiden, denn die Schnittwunden verheilen jetzt sehr gut
  • Bei abgeernteten Stachelbeeren der Pflanzstreifen unkrautfrei halten, ggfs. Ungünstig stehende Triebe entfernen.
  • Bei zu dichten Johannisbeeren überschüssige Triebe entfernen.
  • Wurmige Äpfel konsequent aufsammeln und vernichten (entweder verjauchen oder in die Mülltonne).
  • Brombeeren entgeizen: Aus den Blattachseln der Ranken werden Seitentriebe (sog. Geiztriebe) gebildet. Die werden auf 2 – 3 Augen zurückgeschnitten.
  • Formieren von Jungbäumen: zu steil stehende Triebe in die waagerechte brinegn( aber: Triebspitze immer leicht nach oben weisend) durch binden, beschweren mit Gewichten oder dem Einsatz spezieller Klammern
  • Sommerschnitt ist ab jetzt bei allen Obstgehölzen möglich.
  • Erdbeeren: Jetzt werden die Weichen gestellt für die nächstjährige Erdbeerernte. Sind die Pflanzen noch weitestgehend gesund, kann man durchaus noch ein weiteres Jahr auf der Fläche anbauen. Wer eigene Pflanzen vermehren will, kann jetzt strke Ausläufer ernten und topfen. Ansonsten sollten die Ausläufer möglichst rasch entfernt werden, denn sie kosten die Mutterpflanze nur Kraft. Des weiteren sollten die alten Pflanzen nach der Ernte ca. 5 cm über dem Boden abgeschnitten werden. Das kann man auch sehr gut mit einem auf die entsprechende Höhe eingestellten Rasenmäher erledigen! Diese hygienische Maßnahme schützt den Neuaustrieb vor Krankheiten und Schädlingen. Ab Mitte Juli - August kann dann gepflanzt werden. Damit Erdbeeren immer auf neues Land kommen, achten Sie auf einen regelmäßigen Flächentausch, um bodenbürtige Krankheiten zu vermeiden.
  • Kiwi: Jetzt an Sommerschnitt und Bewässerung denken!

 

August

Der August ist einer der großen Erntemonate im Jahr, und gleichzeitig der wärmste. „Der August muß Hitze haben, sonst Obstbaumsegen wird begraben“, oder, im Umkehrschluss, wenn es zu viel regnet: „Nasser August macht teure Kost“.

Nicht selten besteht die Gefahr von regionalen heftigen Gewittern mit Sturm und Hagel, die die Ernte noch beschädigen können. Deshalb muss man sich manchmal ganz schön sputen, dass man die Früchte noch heil und unversehrt einbringen kann. Die gesamte Palette der Obstarten wird jetzt reif und muss versorgt werden, entweder frisch genossen, eingemacht oder verarbeitet zu Saft, Marmelade, Gelee. Das macht zwar Arbeit, aber dafür kann man sich schon mal auf den kommenden Winter freuen, wenn man die Sonne des Sommers in Form eines Marmeladenglases geniessen kann. Neben den Erntearbeiten sollte man aber auch Pflanz- und Schnittmaßnahmen nicht vergessen.

  • Durch den Apfelwickler beschädigte Früchte konsequent auflesen und auspflücken und am Besten vor Ort verjauchen (in einen Bottich mit Waswser geben, nah 2-3 Wochen sind die Früchte vergoren und aufgelöst). Die Brühe ist ein hervorragender Dünger für den Gemüsegarten!
  • Bei Sommerhimbeeren nach der Ernte die alten Tragruten entfernen, damit sich die Jungruten besser entwickeln können.
  • Stachelbeeren: Mehltau-Triebe entfernen, Auslichtungsschnitt
  • Im August können Rosen- und Obsunterlagen mit der traditionellen T-Schnitt-Okulation oder der Chip-Budding-Methode veredelt werden. Wer will, kann auch 2 oder mehr Sorten auf eine Unterlage machen.

 

Quelle